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Wadenreduktion durch Muskelentfernung

Wadenreduktion am Muskel mithilfe einer Operation

Bild: Die Grafik zeigt links eine Wadenhypertrophie mit dem M. Gastrocnemius. Rechts ist eine reduzierte Wade zu sehen. Die weißen Linien zeigen den durchzuführenden Schnittverlauf und die dadurch zu erwartende Narbenlänge bei einer Wadenreduktion.

Ist eine zu kräftige Wadenmuskulatur (Wadenhypertrophie) ursächlich für den zu großen Wadenumfang, erreicht nur eine Operation, bei der ein Teil der Wadenmuskulatur entfernt wird, eine adäquate Wadenreduktion. Patienten, die den Entschluss für einen solchen Eingriff gefasst haben, haben meist mit extremem Leidensdruck zu kämpfen. Bei Männern zeigt sich dieser Druck beispielsweise dadurch, dass sie selbst im Sommer keine kurzen Hosen anziehen. Frauen tragen keine kurzen Röcke. Ein Besuch am Strand oder im Schwimmbad kommt für Männer und Frauen nicht in Betracht. Auch die Suche nach passenden Stiefeln oder Skischuhen wird für Betroffene oft zum Problem.
Im nächsten Abschnitt wird dargelegt, warum eine Wadenreduktion mithilfe einer Muskelteilentfernung in der Regel keine funktionellen Einschränkungen mit sich bringt.

Wadenmuskulatur

Der eigentliche Wadenmuskel wird auch M. trizeps surae (dreiköpfiger Wadenmuskel) genannt. Er setzt an der Achillessehne an und wird durch den M. soleus sowie dem zweiköpfigen M. Gastrocnemius gebildet. Für das Funktionieren ist vor allem der M. soleus essentiell. Der M. Gastrocnemius dient lediglich als Hilfsmuskel. Sein Verlust hätte keine Funktionsveränderung zur Folge, seine Arbeit würden andere Muskeln übernehmen (1,2). Er wird deshalb im Bereich der Plastischen Chirurgie häufig als Muskellappen genutzt, um Schädigungen im Kniebereich zu kompensieren.

Exkurs in die Geschichte: Wadenreduktion mittels Muskelentfernung

Wadenreduktionen durch chirurgische Verkleinerung des M. Gastrocnemius werden heute vor allem in Asien und weniger in Amerika oder Europa durchgeführt. Dennoch liegen die Ursprünge für diese Methode in Deutschland. Die Technik wurde zum ersten Mal 1998 von Prof. Gottfried Lemperle (5) beschrieben. Bei Patienten, an denen eine so genannte Defektdeckung am Knie durch die Verwendung eines M. Gastrocnemius-Lappens (beide Köpfe) operativ vorgenommen wurde, konnten auch nach einem langen Zeitraum keine mechanischen Beeinträchtigungen der Wadenfunktion nachgewiesen werden. Infolge dieser Erkenntnisse wurde bei 15 Patienten, die an einer muskulären Wadenhypertrophie litten, eine Wadenreduktion vorgenommen, indem man den gesamten M. Gastrocnemius entfernte. Lediglich 2 Patienten klagten zeitweise über Taubheit im Bereich des äußeren Fußrandes. Grund war die Beeinträchtigung des Nervs, der diesen Fußbereich versorgt (N. suralis). Die Taubheit verschwand allerdings vollständig. Das Ergebnis stellte alle behandelten Patienten zufrieden und kein einziger Proband klagte über eine Einschränkung der Funktion. Selbst sportliche Betätigung war ohne weiteres möglich.

Die Reduktion der Wade mittels Entfernung des M. Gastrocnemius

Sie ist die effizienteste Behandlungsmethode für eine Wadenverkleinerung. Der Patient kann bei dieser Operation zwischen einer Vollnarkose und einer Rückenmarksbetäubung wählen. Ist die Hautqualität gut, reicht es, wenn der Chirurg einen 5 cm langen Schnitt ansetzt, der waagerecht in der Kniekehle ausgeführt wird. Zusätzlich muss der Operateur einen weiteren, ebenfalls 5 cm langen Schnitt setzen, der längs in der Unterschenkelmitte verläuft (siehe Bild). Mithilfe dieser Schnitte ist es ohne Schwierigkeiten möglich, den M. Gastrocnemius zu erreichen und zu mobilisieren. Der Chirurg durchtrennt dazu die Gefäßnervenbündel des Muskels, die sich im Bereich der Kniekehle befinden. Nachdem Ursprung und Ansatz gelöst wurden, kann der Muskel entfernt werden. Bei diesem Eingriff ist es wichtig, die großen Gefäßnervenleitstrukturen, die etwas tiefer in der Kniekehle sitzen, nicht zu verletzen. Wird eine Drainage benötigt, was nicht immer der Fall sein muss, wird diese platziert. Anschließend schließt der Chirurg die Wunde in mehreren Schichten.
Möglicher Effekt der Wadenverkleinerung: Abhängig vom Befund vor der Operation lässt sich der Wadenumfang mit dieser Methode  um etwa 5 bis 7 cm verringern.

Vorteile:

  • Der erreichte Effekt der Wadenverkleinerung ist maximal, da das hypertroph wirkende Muskelgewebe entnommen werden kann.

Nachteile:

  • Es entstehen mehrere Narben- ganz im Gegensatz zur Denervation oder zur Btx Behandlung ohne Op.
  • Der Patient leidet für kurze Zeit unter stärkerem Kraftverlust.
  • Das entfernte Muskelgewebe ist eigentlich gesund.
  • Bei wenig Fettgewebe wirkt die Kontur im inneren, oberen Wadenabschnitt leicht unnatürlich.
  • Fett wird bei diesem Eingriff nicht berücksichtigt. Dieses muss durch Fettabsaugen entfernt bzw reduziert werden..

Teilentfernung des M. Gastrocnemius

Man muss allerdings nicht den gesamten M. Gastrocnemius entfernen. Auch eine Teilentfernung ist möglich und kann zu guten Ergebnissen führen (6). Beispielsweise kann der Chirurg nur den inneren Muskelbauch des M. Gastrocnemius ablösen und entfernen. Die bei der Operation verwendete Technik ist fast die gleiche, wie die eben beschriebene. Leider entstehen dieselben Narben, weil der Operateur den Muskel auch bei diesem Eingriff im Bereich der Achillessehne sowie in der Kniekehle abtrennen muss, um ihn zu entfernen.